Placebos, Drogen, Medikamente - Der schwierige Umgang mit Antidepressiva

 
 
 

Ein sehr großer Teil depressiver Menschen wird medikamentös behandelt. Auch Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sollen sich kundig zu den Möglichkeiten pharmakologischer Behandlung dieser weit verbreiteten Störung äußern. Einige fordern, im Rahmen einer umfassenden Behandlung sollten sie in Zukunft auch selbst Psychopharmaka verordnen dürfen. Zeit für eine Bestandsaufnahme. Welches Bild wird in der Öffentlichkeit von der Wirkung von Antidepressiva gezeichnet. Wie ist die Forschungslage? Und welche Entwicklung ist in Zukunft möglich?

Gewandhaus Leipzig, ein Samstag im Spätsommer. 1200 Menschen, meist Betroffene, sind zum größten deutschen Depressionskongress gepilgert. Für dieses schwere Thema wählt der Eröffnungsredner einen ungewöhnlich launigen Einstieg. „Wir sind natürlich heute morgen alle extremst lebhaft und sitzen vorne auf der Stuhlkante. Aber es kann noch emotionaler werden.“ Der da spricht, ist Harald Schmidt; er übernimmt die Moderation für diesen Tag. Er hat sich der guten Sache verschrieben. Angeworben für seine neue Rolle als Botschafter für die gesellschaftliche Anerkennung der Depression hat ihn der Psychiater Professor Ulrich Hegerl vom Universitätsklinikum Leipzig. Schmidt soll helfen aufzuklären. Über Depression, ihre Ursachen und ihre Behandlungsmöglichkeiten. Eine ehrenhafte Sache für einen Mann, den viele sonst wegen seiner zynischen Kommentare fürchten. Sie zu entlasten, indem man um Anerkennung für ihr Leiden als echte Krankheit wirbt.

 

 

Mit ruhiger Stimme erklärt Hegerl den Betroffenen anschließend, worunter sie leiden. »Alles, was wir reden und tun, hat mit den Hirnfunktionen zu tun. So auch die Depressionen. Hormone im Gehirn«, sagt er, »können aus dem Gleichgewicht sein. Vom Serotonin haben Sie vielleicht gehört.« (vgl. Friedrichs & Padberg, 2016). Das Seelenleiden Depression, so lernen die Anwesenden, ist eine körperliche Krankheit, eine Stoffwechselstörung.

Stellen wir uns also die Kommunikation zwischen Nervenzellen vor wie die zwischen zwei Menschen, die miteinander sprechen. Eine Nervenzelle äußert etwas, das dann von der anderen Nervenzelle aufgenommen wird. Serotonin wandert wie eine Nachricht von der einen Zelle zur anderen durch den synaptischen Spalt. Bei Menschen kommt es zu einer Störung, einer kommunikativen Blockade, wenn die ganze Zeit nur einer redet oder den Gesprächsstoff für sich behält. Genauso ist es, wenn eine der Zellen Serotonin zu schnell wieder aufnimmt und zu wenig Botenstoff bei der anderen Zelle ankommt. Es entsteht ein chemisches Ungleichgewicht, aufgrund dessen man sich depressiv fühlt.

Eine naive Darstellung?

 

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