Thorsten Padberg- Ist Psychotherapie mit Männern anders?

 
 
 

Für ak[due]ll habe ich mit Canberk Köktürk über Psychotherapie mit Männern gesprochen. Dazu Fiel mir die Komikerin Sarah Cooper und der Teufel ein.

ak[due]ll: Viele Menschen denken bei einer Therapie an das klischeehafte Bild, bei dem man auf einer Couch liegt, während der Therapeut Notizen macht. Dabei läuft eine Psychotherapie in den meisten Fällen anders ab. Wie?

Thorsten Padberg: (lacht) Tatsächlich hat die Psychotherapie so angefangen. Die Idee war, dass man als Klient frei assoziieren sollte. Deswegen saß der Therapeut hinter dem Kopf des Klienten, hat vorwiegend Notizen gemacht und sich nur in den seltensten Fällen eingebracht. Psychotherapie in der Form, ein Gespräch von zwei Menschen, gab es vorher gar nicht. Dieses „Wir bequatschen das Problem“ hat Sigmund Freud erfunden. Viele waren damit unzufrieden, weil sich Therapeut und Klient nicht wirklich begegnet sind. Carl Rogers, der Erfinder der Gesprächstherapie, hat gesagt, dass Empathie, Wertschätzung und Echtheit des Therapeuten wichtig seien, sodass man auch wirklich miteinander ins Gespräch kommt. Irgendwann kam die Verhaltenstherapie, die spätestens ab den Sechzigern massenwirksam wurde. Dabei sind die berühmt-berüchtigten verhaltenstherapeutischen Klischee-Maßnahmen entstanden. Wie zum Beispiel, dass man bei einer Höhenphobie auf einen Turm klettert. Aus meiner Sicht macht eine gute Therapie aus, dass Therapeut und Klient gemeinsam eine Strategie entwickelt, um mit dem, worunter man gerade leidet, besser umzugehen.

ak[due]ll: Wie kann ein Gespräch einem Klienten:innen überhaupt helfen, mit einer Angst oder einem Zwang umzugehen?

Padberg: Das ist ja genau das Erstaunliche. Warum hilft ein Gespräch bei Ängsten, Depressionen oder sozialer Phobie, aber nicht bei Krebs? Ich finde die Formulierung mit Ängsten oder auch Depressionen umzugehen gut, weil das Phänomene sind, die man nicht einfach „wegmachen“ kann. Man kann aber einen Umgang damit erlernen. Wir sprechen mit den Menschen und fragen sie, welchen Einfluss hat das Problem auf sie, aber auch: Welchen Einfluss könnten sie auf das Problem haben? Wie kannst du mit deiner Angst umgehen, sodass sie nicht noch mächtiger wird? Ein sehr hilfreicher Faktor ist der geschützte Therapieraum, in dem man sich zum ersten Mal traut, überhaupt über Ängste und Depressionen zu sprechen und dann ein Echo bekommt: „Okay hier ist zumindest eine Person, die mich ernst nimmt und mich nicht auslacht.“

 
Illustration: Regina Cekaskin (aus: [akdue]ell)

Illustration: Regina Cekaskin (aus: [akdue]ell)