Rezension - Lehrfilmreihe Handwerk Psychotherapie

 
 
 

Zwischen Wissenschaft und Kunst: Die DVD-Serie „Handwerk Psychotherapie“

Die praktischen Herausforderungen, denen sich Psychotherapeuten in ihrem Berufsalltag stellen, sind oft viel mehr vom Hin und Her des konkreten Dialogs geprägt, als sich das in allgemein gehaltenen Therapieleitlinien, klassischen Lehrbüchern und therapeutischen Gesetzen abbilden lässt. Die Kluft zwischen Wissenschaft und Praxis lässt sich auch deshalb so schwer überbrücken, weil sich von Therapeuten zwar vieles fordern lässt, die konkrete Umsetzung des Geforderten aber nur selten demonstriert wird.

Diese Kluft schließt jetzt die Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie mit einem neuen Lehrbuch „VERHALTENSTHERAPIE – Was sie kann und wie es geht.“ (Fliegel et al., 2018), und einer Lehrfilmreihe Handwerkreihe der Psychotherapie, die die praktisch orientierten Kapitel des Lehrbuchs ergänzt. Diese Filmreihe stellt sich der Herausforderung, Therapie als praktische Tätigkeit vorzustellen. Die Filme können ergänzend zum Lehrbuch geschaut werden, sie funktionieren aber auch ohne Begleitlektüre. Das umfangreiche Videomaterial zeigt auf insgesamt neun DVDs mit 20 Lehrfilmen über fünfzehn Stunden lang praktisch psychotherapeutisches Handeln. Hier finden sich die für die Verinnerlichung von therapeutischen Regeln notwendigen Beispiele. Es werden die Spezifika der therapeutischen Arbeit dargestellt, deren Herausforderung oft darin besteht, dass anders als im Labor, nicht jeder Schritt im Voraus planbar ist.

Erfahrene Praktiker lassen sich bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Sie zeigen die gesamte Bandbreite des alltäglichen therapeutischen Handwerkszeugs der Verhaltenstherapie und moderner Psychotherapie, beginnend mit der Gestaltung der therapeutischen Beziehung und Methoden der Informationsgewinnung über Problem- und Plananalyse hin zu konkreten Interventionen wie Emotionsfokussierten Techniken, Entspannungstraining und Kognitiver Umstrukturierung.

Das Besondere an dieser Serie ist, dass sie den Prozess, der für die erfolgreiche Durchführung der demonstrierten Technik notwendig ist, oft in vollem Umfang darstellt. Es werden lange Therapiesegmente gezeigt, die bis zu einer halben Stunde dauern können. Dadurch wird der tatsächliche Ablauf therapeutischer Gespräche viel anschaulicher, als das in den üblichen „Mini-Sequenzen“ möglich ist, die man als Beispieldialoge in den meisten Lehrbüchern findet.

Die eigentlichen „Stars“ der Serie sind nicht die Klienten und ihre spezifischen Störungen, sondern die Psychotherapeuten selbst.

 
Bildschirmfoto 2018-09-13 um 10.13.32.png